Skip to main content

Ein Bericht von Simon

Freediving auf Catalina Island

Pazifik · Kalifornien
© Text von Simon Kleinhans
  • Simon im Hafen von Catalina Island
  • Hafen von Long Beach LA beim Auslaufen im Morgengrauen
Heute ein etwas anderer Reisebericht, da es kein Urlaub war, sondern sich um eine Dienstreise handelte, und auch kein Freediven im eigentlichen Sinn, sondern eher um einen Punkt auf der Bucketlist ging. Zum einen wollte ich, nachdem ich den Film „My Octopus Teacher“ gesehen hatte, unbedingt auch mal im Kelp schnorcheln. Zum anderen haben viele Kollegen von unserem neuen Kunden in Los Angeles gesagt, ich müsste unbedingt nach Catalina Island zum freediven, als sie hörten, wie ich meine Freizeit unter anderem verbringe. Die Insel kannte ich bisher nur als gelegentliche Kulisse der Fernsehserie Baywatch.

Hinweise für reisende Freediver in LA:

Trotz der Größe und der Lage am Pazifik gibt es in Los Angeles nicht gerade viele Freedive Kontakte. Ja, es gibt viele Tauchschulen, die vereinzelt auch einen Freediving Trainer haben, diese haben aber entweder nicht geantwortet oder waren genau dieses Wochenende nicht verfügbar. Es gibt zwei Clubs die man über Facebook anschreiben kann und die vor allem Training im Pool anbieten. Darüber hinaus bieten einige Veranstalter Schnorchel Touren mit Schwimmwesten an, für die man keinerlei Vorkenntnisse braucht und die, ganz Generation Instagram, damit werben auch garantiert unter einer Stunde zu dauern… Das ist alles nicht das was ich mir vorgestellt hatte, gefunden habe ich Roberto schließlich über das Trainerverzeichnis im Molchanoves Dashboard. Für weitere Abenteuer hat mir Roberto empfohlen, nach „Oil Rig Diving“ zu schauen. Bei diesen Trips fährt man mit einem Speedboot zu einer der vielen Bohrinseln vor der Küste Kaliforniens und kann dort in Unterwasserbauten tauchen oder freediven.

  • Überfahrt nach Catalina Island

  • Casino von Catalina Island

Doch nun zum eigentlichen Bericht:

Meine vorerst letzte Dienstreise hat begonnen, der eine freie Sonntag kommt immer näher, doch die ganze Woche tobt ein solcher Sturm, dass Roberto, der Guide, schon befürchtet hat, wir müssten den Ausflug sein lassen. Am Samstag hat der Wind dann endlich nachgelassen und so konnten wir den Trip am Sonntag wie geplant angehen. Der Tag beginnt sehr früh, Roberto sagte wir sollten die erste Fähre nehmen, die geht um 6:00 in der Früh. Das bedeutet mit ca. 1h Fahrt vom Hotel in der Stadt bis nach Long Beach um 4h aufstehen, zu der Zeit ist es zu Hause in München 21:00 abends, wenn man so langsam beginnt müde zu werden und nicht ans aufstehen denken will… Egal, durch den Jetlag weiß ich ohnehin nicht wie spät es ist und ich hab Bock, also los geht’s.

Pünktlich am Hafen angekommen, zu der Zeit ist keine der berüchtigten „Rush Hours“, das Auto geparkt, schreibt Roberto schon ich solle den „Guy in grey with long hair“ suchen und so bin ich in stockdunkler Nacht in das Gebäude von Catlina Express gegangen und wurde gleich von Roberto an meiner Divebag erkannt. Ein bisschen Smalltalk, ein bisschen warten und dann war Bording time. Während wir auslaufen, schiebt sich das erste Tageslicht über den Horizont und beleuchtet die Hafenausfahrt.

Nach etwa 1h Überfahrt erreichen wir die Insel und den Hafen von Avalon. Dort angekommen müssen wir erst einmal um die ganze Bucht herum zum Divepark gehen, was ca. eine viertel Stunde dauert. Das große Gebäude ist fast schon kitschig ein Casino, unten drin ist aber auch eine Subaschule mit Shop und Leihausrüstung (für Scuba) und hilfsbereitem Personal (die haben wir geholfen, mein defektes Neckweight zu reparieren).

Vor dem Casino ist unser Ziel, der Divepark. Das ist ein durch Bojen und Ketten abgetrennter Bereich, in den keine Schiffe einfahren können und den man gut über eine Betontreppe erreichen kann. Jetzt aber mal rein da! Wir ziehen uns direkt vor der Treppe um, lassen unsere Sachen einfach liegen, laut Roberto gibt’s nur ehrliche Leute auf der Insel.

Der Pazifik hat um die Jahreszeit erfrischende 13°C, deswegen bin ich froh, die Anziehhilfe aus Babyöl und Wasser (ca 1:9) dabei zu haben und mich draußen anziehen zu können. Durch den Sturm der letzten Tage ist das Wasser ungewöhnlich trüb, Sicht nur gute fünf Meter an der Oberfläche, unten etwas mehr. Das macht das Erlebnis umso mystischer, man schwimmt durch im tiefen Türkis schimmernden Wasser durch das grüne Kelp, ein Wald in dem man sich in allen drei Dimensionen frei bewegen kann. Das Kelp scheint direkt dem blauen nichts zu entwachsen. Unter der Treppe hat es 8m Tiefe und man sieht den Grund erst, wenn man an den bis zu 80 cm breiten „Bäumen“ entlang nach unten taucht. Mit größerer Tiefe wird die Sicht auch etwas besser, aber das Licht nimmt deutlich ab, so dass die mystische Anmutung auch hier voll ihre Wirkung entfaltet.  

Für den im  Süßwasserer aufgewachsenen Freediver aus Bayern ist das trotzdem eine ungewohnt große Sichtweite und so beginne ich einfach in dem Wald herumzuschwimmen. Roberto macht fleißig den Safety und verfolgt jede meiner Bewegungen. Im Gegensatz zu den Schlingpflanzen in heimischen Gewässern, sind ist das Kelp viel zu dick um sich darin zu verwurschteln, allerdings sind die dickeren Exemplare schon so schwer dass man sie nicht einfach zur Seite schieben kann und wirklich außenherum schwimmen muss.

  • Kleine und mittlere Fische im Kelpwald
  • Roberto macht Safety

Für den im  Süßwasserer aufgewachsenen Freediver aus Bayern ist das trotzdem eine ungewohnt große Sichtweite und so beginne ich einfach in dem Wald herumzuschwimmen. Roberto macht fleißig den Safety und verfolgt jede meiner Bewegungen. Im Gegensatz zu den Schlingpflanzen in heimischen Gewässern, sind ist das Kelp viel zu dick um sich darin zu verwurschteln, allerdings sind die dickeren Exemplare schon so schwer dass man sie nicht einfach zur Seite schieben kann und wirklich außenherum schwimmen muss.

Im Kelpwald leben viele kleine und mittlere Fische, im tieferen Wasser auch größere, von denen wir aufgrund des trüben Wassers nicht allzu viele  gesehen haben. Dennoch hat uns ein Seelöwe kurz besucht, um dann schnell wieder ins offene Wasser rauszuschwimmen.

Nach zwei einzigartigen Stunden mit vielen vielen neuen Eindrücken, hat die Körpertemperatur soweit ab und der Hunger soweit zugenommen, dass es an der Zeit ist, das Wasser zu verlassen und uns eine Pizza zu teilen. Ja die normale Pizza ist so groß dass zwei hungrige Männer nach 2h Sport und ohne Frühstück davon satt werden.

Zur Rückfahrt hat der Wind noch einmal deutlich zugelegt und die Wellen waren im Schnitt um die 2m, was eine amerikanische Speedfähre jedoch nicht davon abhält mit 30kt bzw. 55km/h übers Wasser zu knallen… Während der Fahrt haben wir eine riesige Delfinschule gesehen, die immer wieder aus den Wellen gesprungen sind. Nach etwa einer Stunde Überfahrt sind wir wieder im Hafen fest.

Zurück in Long Beach lädt die Gegend um den Hafen noch zum Verweilen ein, zum Einen wer noch nicht genug vom Meer gesehen hat (ich sowieso nie), das „Aquarium of the Pacific“ zum andern kann man sich dort zum Beispiel im „Bubba Gumps Shrimp Co.“ mit Meeresfrüchten stärken. Die Kette wurde dem Film „Forrest Gump“ entlehnt und wer sein Wissen zum Film im Quiz dort richtig einsetzt kann eine Nachspeise oder so gewinnen.

Alles in allem ein toller Trip, wenn auch das Wasser nicht so kristallklar war wie erhofft. Dieser Unterwasserwald, der im Gegensatz zu denen an der Oberfläche ganz still ist, so ganz anders als alle unterwasserpflanzen die ich bisher gesehen habe und in dem man sich frei bewegen kann, solange man die Luft hat, das war ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte und sicher nicht vergessen werde.