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Ein Bericht von Timon

3 Wochen Indonesien

An Orten, fern von Zivilisation ist die Welt meist noch in Ordnung – Nach diesem Motto sind wir im vergangenen März 3 Wochen lang nach Indonesien gefahren, um das Ökosystem Meer in fast unberührten Zuständen erkunden zu können.

Text und Bilder von Timon Rüth

Vorbereitung

Will man trotz eines nur recht kurzen Aufenthalts produktive Spots finden, muss im Vorfeld eine Menge Recherche betrieben werden – Unterkunft, Erreichbarkeit, Saison und Mondphasen sind hierbei nur ein kleiner, einfacher Bereich. Die Schwierigkeit liegt darin einen Ort zu finden, der nicht (unter anderem durch Verwendung von Dynamit) überfischt wurde und aufgrund seiner Lage und Beschaffenheit eine große Vielfalt an Lebewesen anzieht.

Über einen Monat verbrachte ich damit, Seekarten oder Google Maps zu durchforsten, Kontakt zu einheimischen Freitauchern aufzunehmen und Wetter- und Gezeitenvorhersagen zu analysieren. Nach langem Abwägen der verschiedenen Optionen stand das Ziel endlich fest.

Suche nach einem passenden Boot

Weiterreise

Trotz wunderschöner Korallen und vieler Fische wollten wir so schnell wie möglich weiter ziehen, da uns klar war, dass es nur besser werden kann.

Durch Zufall trafen wir nach unserem ersten Tauchausflug einen Gemüsehändler an, welcher uns von einem „großen“ Boot berichtete, das er normalerweise zum Verschicken seiner Ware an umliegende Inseln verwendete. Er bot uns an ein gemeinsames Abendessen mit dem Kapitän zu organisieren, bei welchem wir über unser Vorhaben verhandeln können. Somit hatten wir nach einer leckeren Mahlzeit und einer kurzen Inspektion des Gefährts nun auch den letzten organisatorischen Schritt erledigt.

Anreise

Ich erreichte nach etwa 15 Stunden Flugzeit  Jakarta, wo ich meinen am Vortag aus Berlin angereisten Kumpel Jario traf. Zusammen machten wir uns auf den Weg zu unserem anschließenden Inlandsflug und besprachen den Plan für den nächsten Tag: Mit der öffentlichen Fähre zu der Insel zu fahren, die dem angepeilten Spot am nächsten liegt, um uns dort eine Unterkunft zu organisieren. Diese sollte das Hauptquartier bilden, an dem wir überflüssiges Gepäck ablagern und Verpflegung für die Tage auf See besorgen können.

Alles lief wie erwartet und wir erreichten die von nur ca. 10.000 Menschen bewohnte Vulkaninsel nach weiteren 20 Stunden. Von dort aus ging es mit dem Bus weiter in ein Dorf, in dem wir hofften einen Schlafplatz zu finden. Zwar verstand vor Ort niemand Englisch, jedoch sprechen wir beide durch vorherige Urlaube ein zwar simples, aber durchaus ausreichendes Indonesisch. Nach Gesprächen mit Passanten auf der Straße wurden wir nach kurzer Zeit von einer unglaublich netten Familie in ihr Haus aufgenommen.

Nachdem wir ihnen berichteten was wir vor hatten und sie damit einverstanden waren, begann die Suche nach einem Boot, welches uns zum finalen Spot bringen sollte. Dieser lag etwa 30 Kilometer über offenem Ozean von unserem neuen Zuhause entfernt.

Leider konnten wir vorerst nur kleine Nussschalen finden, die für eine solche Strecke niemals geeignet wären. Deshalb wurden in den folgenden Tagen erstmal die umgebenden Riffe erkundet.

Das Boot für unsere Weiterreise

Spot X

Früh morgens bepackten wir unsere Taschen mit den nötigsten Dingen und machten uns auf den Weg zum bereits startklaren Schiffchen. Die letzte Vorkehrung vor Abfahrt war die Installation des mitgebrachten Echolots, dessen Transponder an den Rumpf geschraubt werden musste. Als das nach kleinen Komplikationen erledigt war, ging es los. Zwar waren die Wetterbedingungen mit 20 Knoten Wind und 1,5 Meter Wellengang nicht gerade ideal für ein nur 7 Meter langes Boot mit 15PS Motor, jedoch wurde uns vom Kapitän versichert, dass die Überfahrt kein Problem sein werde. Statt den antizipierten 60 Minuten brauchten wir aber etwas länger als 2 Stunden für die sehr nasse, kalte und unruhige Überquerung. Als wir ankamen war allerdings auf einmal alles wie im Paradies: klares blaues Wasser und Windstille.

Da die Insel für unbewohnt gehalten wurde, haben wir Zelte und Isomatten mitgebracht. Auf der Suche nach einem guten Campingplatz fanden wir hingegen ein einsames Haus, in dem ein altes Ehepaar wohnte. Freundlicherweise luden sie uns ein, in ihrem kleinen Gästezimmer zu wohnen. Die Verhältnisse waren sehr bescheiden: Eine Toilette sowie Strom gab es nicht, zum Duschen wurde eine Kelle mit Regenwasser verwendet und das Schlafzimmer teilten wir mit einer Vielzahl an Mücken und einer Ratte. Auf dem Speiseplan der Familie standen hauptsächlich zwei Dinge: Reis und Fisch. Zum Glück haben wir vorgesorgt und neben einem Mosquito Netz auch viel Gemüse und Trinkwasser mitgebracht. Leider gab es aber kein Futter für die Ratte, deshalb hat sich diese eines Nachts an den Gummirändern meiner Flossen zu schaffen gemacht.

Das Schlafzimmer

Das Haus

Das Badezimmer

Die Küche

Angeknabberte Flossen

Unsere Gastmutter und der Kapitän

Nachdem das Schlafzimmer eingerichtet, und die Willkommensmahlzeit aufgegessen war machten wir uns schnell wieder zurück zum Boot um das Wasser zu erkunden.
Der Ozean begrüßte uns mit 28°C Wassertemperatur und über 30 Metern Sichtweite. Dass wir die richtige Mondphase gewählt haben, zeigte sich an den Fischschwärmen die wie ein Tornado die Wassersäule durchkämmten. Dies ist immer ein Zeichen für große Raubfische, die sich in unmittelbarer Nähe aufhalten.

Das Fischparadies

Eine Fischart, die wir ganz besonders gerne beobachten wollten war der Hundezahn Thunfisch (Gymnosarda unicolor). Er ist nicht nur unfassbar schwer zu finden, sondern auch meist in sehr tiefem Wasser unterwegs. Aus Erfahrung wussten wir aber, dass sich die Schwärme immer an einem Druckpunkt der Strömung sammeln und sich dort auch mal ins flachere Wasser wagen. Da die Insel jedoch sehr viele davon hatte, dauerte es mehrere Tage bis wir auf den richtigen stießen: durch Zufall entdeckten wir eine Felsnadel, die auf unserer Seekarte nicht verzeichnet war. Dort war es genau wie wir es uns vorgestellt haben: mit dem Gezeitenwechsel begann eine starke Strömung zu fließen, die alle Fische aus der umgebenden Tiefe magisch anzog. Nach kurzer Zeit öffneten sich die dichten Schwärme aus Blauklingen-Nasendoktorfischen (Naso hexacanthus) und Gelbrücken-Füsilier (Caesio teres) und die lang ersehnten Thunfische begannen ihre Jagd. Sie glitten langsam und aufwandslos durch das Wasser und zeigten mit teilweise mehr als 1,50 Metern Körperlänge ganz deutlich ihr Macht unter den anderen Meeresbewohnern. Beeindruckt und sprachlos glitten wir mit ihnen durch die reißende Strömung und konnten es nicht fassen, dass wir unser lang ersehntes Ziel endlich erreicht haben.

Die Heimreise

An sich lief der Rückweg problemlos ab, jedoch lies sich ein kurzer Krankenhausbesuch hierbei nicht vermeiden, da wir beide Antibiotika für eine Entzündung des Gehörgangs brauchten und ich eine Blutvergiftung hatte, die sich seit Tagen langsam ausbreitete. Glücklicherweise verlief diese problemlos, trotzdem hat uns dieses Erlebnis verdeutlicht, dass man bei so weiter Entfernung zum nächsten Arzt ganz besonders aufpassen muss. Und auch wenn man es rechtzeitig zum nächsten Doktor schafft, wird dessen Behandlungszimmer meist nicht nach deutschem Standard steril sein.