Zum Hauptinhalt springen
09. Januar 2019

Pelizzari Workshop im Y-40, Dezember 2018


Eine Woche vor Weihnachten 2018 fanden im Y-40 gleich zwei besondere Workshops statt:

Plexiglastunnel am Eingang zum Y-40Ein dreitägiger Workshop mit dem Altmeister des Apnoetauchens Umberto Pelizzari und ein zweitägiger Workshop mit dem aktuellen italienischen No-Limits Rekordhalter Andrea Zuccari. Gleich acht Freedive-Munich Mitglieder nahmen an den Workshops teil.

Björn und ich haben am Workshop von Umberto teilgenommen. Da der Kurs bereits am Freitag, 14.12. startete, reisten wir schon am Vortag an. So konnten wir zum „warmwerden“ einen Slot um 16:00 Uhr im Y-40 buchen. Für mich war es die Premiere, im tiefsten Pool der Welt zu tauchen. Bereits der Plexiglastunnel zum Pool-Haupteingang in fünf Metern Tiefe ist für jeden Neuling ein beeindruckender Anblick und steigert die Vorfreude enorm. Das Tauchen im glasklaren und 37 Grad warmen Wasser mit Höhlenlandschaften und einem Trichter bis 42 Meter Tiefe war dann auch ein echter Genuß. 

Da unser Workshop an manchen Tagen bereits um 6:45 Uhr beginnt, übernachten wir im Hotel Millepini, das sich auf dem gleichen Gelände befindet.

Freitag, 14.12 - erster Teil des Workshops

Unser Workshop beginnt erst um 14 Uhr. Den Vormittag nutzen wir für Weihnachtseinkäufe im nahegelegenen Einkaufszentrum. Nach dem Check-In im Y-40 stehen zunächst 1,5 Stunden Theorie auf dem Plan. Die Teilnehmergruppe ist ziemlich international: Es sind einige Skandinavier da, aber auch Franzosen, Deutsche, Österreicher und sogar Italiener – obwohl der Kurs in englischer Sprache stattfindet. Umberto wirkt sehr routiniert und gelassen. Der theoretische Teil findet im Y-40 statt – in einem großzügigen Schulungsraum mit Blick ins Y-40. Umberto nimmt sich viel Zeit, um alle Teilnehmer richtig kennenzulernen und befragt alle Teilnehmer zu ihren Bestzeiten, maximalen Tiefen und persönlichen Erfahrungen. Er macht sich Notizen und teilt die Teilnehmer in zwei Gruppen, je nach Erfahrungsgrad, ein. Die Gruppen werden anschließend seinen Hilfstrainern im Pool zugeteilt.

Erste Praxisübungen am Nachmittag

Um 16:30 Uhr starten wir mit den ersten Praxisübungen im Pool. Auf dem Plan stehen Constant Weight, Free Immersion und Static. Der erste Tag ist nicht besonders anstrengend. Es geht vor allem darum, die Teilnehmer richtig einzuschätzen. Die Beginner-Gruppe macht zuerst Statik. Bei Constant Weight fangen wir mit 10 Metern Tiefe an. Wer einen guten Eindruck macht, kann sofort in den tiefen Bereich wechseln. Drei Gruppen mit drei Trainern tauchen dann über der tiefsten Stelle des Y-40 wesentlich tiefer ab.

AbendessenTheorie beim Umberto Pelizzari Nach einer kurzen Pause gibt es am Abend nochmal Theorie. Umberto erzählt uns viele Details zur richtigen Körperhaltung beim Tauchen und geht auf diverse Entspannungstechniken ein. Der Kurs endet um 20:30 Uhr. Gegen 21 Uhr treffen wir uns mit der zweiten Freedive Munich Gruppe in einem Restaurant. Der Abend verläuft sehr kurzweilig, dennoch achte ich darauf, nicht zu viel zu essen und keinen Alkohol zu trinken. Am nächsten Tag läutet der Wecker bereits um 6 Uhr morgens.

Samstag, 15. 12., der Tag 2 beginnt sehr früh

Unser Hotel hat das Frühstück extra für die Kursteilnehmer um eine Stunde vorverlegt. Wir treffen uns um 6:30 Uhr und haben ca. 10 Minuten Zeit für das Frühstücken. Um 6:45 Uhr treffen wir uns am Y-40 und um 7 Uhr sind wir schon im Wasser. Da das Y-40 normalerweise später öffnet, steht uns der Pool in den ersten drei Stunden des Praxisteils exklusiv zur Verfügung. Der zweite Tag hat es allerdings in sich: Zwei Mal Pool und zwei Mal Theorie von 7.00 bis 20:30 Uhr. Spätestens im zweiten Theorieteil am Nachmittag überkommt nicht nur mich die Müdigkeit. Hin und wieder führen deshalb Umbertos Kommentare über die übermüdeten Teilnehmer zur allgemeinen Aufheiterung. Am Ball bleiben lohnt sich allerdings: Umberto vermittelt in den vier Theoriestunden eine Menge an Wissen aus seinem „Manual of Freediving“ Buch und beantwortet bereitwillig alle Fragen. Am Nachmittag gibt es einige Übungen zum Charging und Druckausgleich mit leerer Lunge. Am Seil wird Freefall und sauberer Aufstieg trainiert. Umberto tauscht dabei regelmäßig die Trainer und Gruppen und nimmt sich persönlich für jeden der Teilnehmer Zeit. Keiner kommt hier zu kurz; im Gegenteil, es kommt sogar vor, dass der eine oder andere die Schultern oder die Füße vom Meister persönlich massiert bekommt. Zum Abschluss des Tages besprechen wir den Ablauf für den Sonntag. Heute gehen wir früher ins Bett als am Vortag.

Der letzte Tag unseres Workshops am Sonntag, 16. 12.

Tauchturm im Y-40Am Sonntag stehen wir wieder um 6 Uhr auf, und sind, wie schon am Tag zuvor, um 7 Uhr im Pool. Am letzten Tag unseres Workshops wird es nochmal anstrengend. Wir machen jede Menge Statik und üben Druckausgleich mit leerer Lunge an der Wand. Die zweite Gruppe startet am tiefsten Punkt des Beckens, das Team von Umberto bereitet den Schlitten vor. Jetzt wird es etwas hektisch: Wir tauchen abwechselnd in fünf Gruppen an drei Seilen mit einem Partner runter (Constant Weight und Free Immersion) und wechseln uns fast ohne Pause ab. Kaum oben angekommen, geht es auch schon an den Schlitten. Für Entspannung ist jetzt kaum Zeit. Meine Ohren sind nach den unzähligen Tauchgängen dicht. Der Druckausgleich klappt nicht mehr so gut. Einige der Teilnehmer schaffen es allerdings bis an die tiefste Stelle des Y-40 auf -42m. Für einige ist es das Highlight des Workshops. In der Theoriestunde erklärt uns Umberto einige Entspannungstechniken. Im Anschluss zeigt er uns Filme zum Thema Sicherheit beim Apnoetauchen. Außerdem bekommen wir Tipps für das Statik- und Dynamic-Training. Vor dem letzten Runde tauchen holen sich einige Teilnehmer eine Widmung vom Meister und wir dürfen uns so manchen Trainingstipp in digitaler Form von Umbertos Notebook kopieren.

Unser letzter Slot im Y-40 ist von 15:00 bis 16:30 Uhr. Nach drei Tagen Workshop merke ich allerdings, dass ich heute keine großen Tiefen mehr knacken werde. Jeder Tauchgang ist jetzt anstrengend. Ich schliesse mich deshalb der Gruppe mit den Entspannungsübungen an. Zum Abschuss machen wir nochmal alle zusammen einen letzten Tauchgang und dann wird sich für das Abschlussfoto aufgestellt. Einige der Skandinavier mussten schon eine Stunde früher abreisen, um rechtzeitig ihren Heimflug zu erwischen und sind deshalb nicht mehr dabei. Um 16:30 Uhr hat Umberto die letzte Teilnahmeurkunde übergeben und den letzten Teilnehmer verabschiedet. Draussen ist es inzwischen dunkel geworden, und uns stehen jetzt noch 5,5 Stunden Autofahrt nach München bevor.

Fazit:

Bei dem umfangreichen Workshop mit 14 Stunden Theorie und 13,5 Stunden im Wasser wurde eine geballte Ladung an Wissen und Praxis vermittelt. Der Workshop war gleichermaßen für Anfänger und Fortgeschrittene ausgeschrieben. Für Anfänger war es bestimmt nicht einfach, alle Informationen aufzunehmen oder alle Übungen erfolgreich durchzuführen. Für die sehr erfahrenen Taucher, die sich bereits an Tiefen von 50 oder 60 Meter trauen, wurde hingegen zu viel Basiswissen vermittelt. Ich lag mit meinem Niveau mit diesem Workshop genau richtig und konnte für mich persönlich sehr viel mitnehmen. Die Vorbereitung und Ruhephasen, die beim Apnoetauchen sehr wichtig sind, kamen für meinen Geschmack allerdings etwas zu kurz. Dennoch war der Pelizzari-Workshop mein persönliches Highlight des Jahres 2018. Schon vor Jahren hat mich die IMAX-Produktion „Ocean Men“ mit Umberto Pelizzari und Pipin Ferreras fasziniert und nun durfte ich die Legende und den AIDA-Mitbegründer persönlich kennen lernen.

Impressionen aus dem Workshop:

Weitere Beiträge